Michael Ganschow - Schülerhilfe

Michael Ganschow, Schülerhilfe

Heutiger Gast in der Franchise-Rockstars Podcast Show ist Michael Ganschow. Er ist der Expansionsleiter von der Schülerhilfe, dem drittgrößten Franchisegeber in Deutschland.

Hallo und herzlich willkommen zum Franchise Rockstars Podcast. Mein Name ist Lars Bobach, ich bin Gastgeber und Moderator der heutigen Show. Heute habe ich jemanden von der Schülerhilfe zu Gast und zwar den Michael Ganschow.

Michael ist verantwortlich für die Franchiseexpansion bei der Schülerhilfe. Es ist die Frage, ob die das überhaupt nötig haben. Sie sind mittlerweile das drittgrößte Franchisesystem in Deutschland. Die Schülerhilfe wurde schon 1974, also vor über 40 Jahren, in Gelsenkirchen gegründet. Sie haben ein paar Übernahmen hinter sich, dazu wird Michael auch etwas in diesem Interview sagen, auch, wer der jetzige Teilhaber ist.

Sie haben aber auch wahnsinnig imposante Zahlen, nämlich alleine über 100.000 Schüler pro Jahr in Deutschland, die sie betreuen. Michael erzählt auch, wie sie in den digitalen Zeiten, also was die Digitalisierung mit der Schülerhilfe macht, nämlich wie wir mit E-Learning zukünftig aus seiner Sicht am besten umgehen. Hören wir am besten direkt mal in das Interview rein.

Links

Webseite:
Schülerhilfe

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Das Interview zum Nachlesen:

LB = Lars Bobach
MG = Michael Ganschow

LB:
Michael, schön, dass du da bist. Lass uns einmal an den aktuellen Zahlen der Schülerhilfe teilhaben.

MG:
Die Schülerhilfe ist das drittgrößte Franchisesystem in Deutschland. Wir sind seit über 40 Jahren in Deutschland aktiv, seit 30 Jahren im Franchisemarkt. Derzeit haben wir rund 300 Franchisenehmer, die 600 Standorte in Deutschland und Österreich betreiben.

Ungefähr 1.500 Mitarbeiter, 10.000 Nachhilfelehrer, die die Schüler beschulen und 500 Standorte betreiben wir in Eigenregie. Das unterscheidet uns wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht von unseren Marktbegleitern und anderen Franchisesystemen.

LB:
600 mit Franchisepartnern und 500 eigene?

MG:
Richtig, korrekt.

LB:
Wie kommt die Aufteilung?

MG:

Das ist mehr oder weniger historisch gewachsen. Wir kommen ursprünglich aus Gelsenkirchen. Dort sind wir immer noch ansässig und dort hatten zwei Lehramtsstudenten die fixe Idee, Nachhilfe ein bisher professioneller aufzustellen. Also nicht der Nachhilfelehrer, der nach Hause kommt, sondern ein Institut zu gründen.

Das ist hier in Gelsenkirchen passiert und dann haben wir einige Dependancen hier im nördlichen Ruhrgebiet gegründet. Hier ist das räumlich alles sehr kompakt. Nach einiger Zeit kam ein Nachhilfelehrer auf die zu und hat gesagt, hört mal Jungs, das, was ihr da macht, finde ich so interessant, da würde ich auch gern ein Teil von werden.

Es ergab sich, dass einer der beiden Gründer kurz vorher in Amerika gewesen ist, um dort einen längeren Urlaub zu machen. Er ist dann mit dem Konstrukt Franchise in Berührung gekommen und hat festgestellt, Franchise ist nicht nur Burger King oder McDonald’s, die damals hier auch schon aktiv waren, sondern kann man auch außerhalb der Gastronomie platzieren.

So sind die ersten Franchisesysteme entstanden. Dann haben die Beiden das Unternehmen verkauft an die Firma Sylvan Learning aus Amerika und die kennt man eventuell hier noch in Deutschland. Die hatten mal dieses Wall Street Institut, Business English etc.

LB:
Genau, die, die nur Englischkurse angeboten haben?

MG:
Richtig. Die haben hier sozusagen einen absoluten Professionalisierungsschub hineingebracht und haben dann auch angefangen, die eine oder andere Schülerhilfe selber zu betreiben.

Über die letzten Jahrzehnte hinweg ist es halt auf beiden Säulen gewachsen, sowohl der Franchisebereich wie aber auch der Bereich der eigenen Schulen. Wir hatten Filialisten hier aus Gelsenkirchen heraus betrieben und für uns ist das oft eine Geschichte, also historisch gesehen meine ich, dass man jetzt natürlich sagen könnte, klar, die eigenbetriebenen Standorte sind alle in den Metropolen und die Peripherie oder Provinz bleibt für die Franchisepartner übrig.

Dem ist nicht so, wir haben Ballungsgebiete, die fest in Franchisepartnerhand sind. Wir haben Metropolen und Ballungsgebiete, die wir selber betreiben. Es hat etwas mit Betreuungsschlüsseln und Betreuungssituationen zu tun, weil wir sowohl im Außendienst, im eigenbetriebenen Bereich, wie auch im Franchisebereich natürlich mit einer Struktur von Regionalleitungen arbeiten. Das musst du natürlich auch irgendwie organisiert und abgebildet bekommen.

LB:
Besteht dann nicht ein Interessenskonflikt bei Euch? Sagt man nicht, jetzt ist ein Gebiet frei, machen wir es jetzt selber oder holen wir da jemanden rein? Es hört sich für mich als Außenstehender nach einem Interessenskonflikt an.

MG:
Jein, es ist sportlicher Wettbewerb innerhalb des Hauses. Wir stimmen uns Anfang des Jahres ab, welche freien Standorte haben wir, wir setzen uns an einen Tisch, diskutieren und dann wird ganz klar festgelegt, der Ort oder diese Postleitzahl beginnt im Bereich Franchise und die betreiben wir selber.

LB:
Wie ist es von der Performance her, was performt besser, die Franchisebetriebe oder die eigenen?

MG:
Ganz klar die Franchisebetriebe. Ist auch relativ einfach greifbar, weil die Franchisepartner eine ganz andere Motivation dahinter haben als eine angestellte Kraft, die in einer selbst geführten Schülerhilfe sitzt.

In den eigenen Schülerhilfen arbeiten wir mit Teilzeitkräften, die dann da das Tagesgeschäft vor Ort abbilden. Der Franchisenehmer hat eine ganz andere Dynamik, weil er weiß, je mehr Einsatz er reinbringt, je mehr er sich lokal settlet, umso mehr Erfolg hat er dann auch monetärer Art.

Und diesen Anreiz hast du natürlich bei dem Angestellten nicht so. Er ist zwar in einer gewissen Hinsicht gegeben, weil wir da natürlich auch ein Bonusprogramm haben, aber das ist bei weiten nicht so ein Treiber als wenn es deine eigene Schule ist, du dein eigener Schuldirektor bist und dich selbst vor Ort unternehmerisch verwirklichen kannst.

LB:
Das ist einer der Hauptgründe, warum man Franchisesysteme gründet, weil man dann wirklich Unternehmer in seinen Betrieben dann ja auch sitzen hat, die das auch als eigenen Betrieb sehen. Am Anfang hattest du gesagt, ich wollte nochmal kurz nachfassen, drittgrößtes Franchisesystem in Deutschland, woran macht ihr das fest?

MG:
An der Anzahl der Niederlassungen bzw. Schulen.

LB:
Okay, also an den Standorten?

MG:
Genau, richtig.

LB:
Ich habe noch eine andere sehr tolle Zahl gelesen, über 100.000 Schüler habt ihr pro Jahr in Deutschland. Wahnsinn!

MG:
Ja, das stimmt.

LB:
Du hast auch erzählt, ihr seid übernommen worden von dieser Sylvan Learning System. War das auch ein Franchisesystem?

MG:
Das war lange vor meiner Zeit, so tief stecke ich in der Historie nicht drin, das kann ich dir nicht beantworten.

LB:
Ich bin mir da relativ sicher, weil ich mich damals auch schon damit beschäftigt habe. Tolles Konzept, nur englischsprachig, also sehr spitz in den Markt gegangen. Jetzt habt ihr aber dann nachher nochmal die Eigentümer gewechselt? Wem gehört ihr denn jetzt?

MG:
Die Firma Oakley Capital ist Hauptanteilseigner, das ist eine Private Equity Firma aus England, die unter anderem auch die Mehrheit bei Parship trägt. Daher kennt man sie vielleicht.

LB:
Welche Auswirkungen hat das auf euer Tagesgeschäft, dass ihr da jetzt bei einer Private Equity Firma seid?

MG:
Keine, es ist nicht die erste. Unser Senior Management hält auch ein gerütteltes Maß an Firmenanteilen, so um die 25 Prozent. Das heißt also, dass die Führungsmannschaft immer die gleiche ist, die hier die Geschicke des Unternehmens bestimmt.

Und für das Tagesgeschäft, auch für die Franchisepartner vor Ort, die kriegen davon eine Pressemitteilung von uns, relativ kurz und nehmen es höchstens auf unseren Jahrestagungen mal wahr. Wenn jemand z. B. dann von Oakley kommt und kurz eine Grußnote an die ganzen Gäste richtet.

Aber im großen Ganzen, unter dem Strich, Franchiseverträge sind davon völlig unberührt und auch vom ganzen Tagesgeschäft bekommt man nichts mit.

LB:
Ich habe noch eine Frage zu den 500 Eigenstandorten, die dann ja auch besser performen aus guten Gründen, wie wir eben hörten. Was hält euch denn davon ab, die umzuwandeln in Franchisesysteme oder sie an Franchisenehmer zu verkaufen?

MG:
Das machen wir auch teilweise. Es kommt immer darauf an, wir sind da wieder beim Punkt Betreuungsschlüssel, Betreuungsstruktur. Du hast natürlich bei den Franchisenehmern Herausforderungen. Die sind ein System, was extremst offen ist.

Ich habe am Anfang immer gedacht, dass Franchise immer sehr viele „Muss“-Optionen enthält und das „kann“ relativ selten angesiedelt ist. Ich musste dann aber feststellen, dass gerade hier bei unseren Systemen der Schülerhilfe die „Muss“-Optionen sehr gering sind.

Man muss zum Beispiel unsere CI und unseren Namen, unser Logo, so verwenden, wie wir es den Partnern mit an die Hand geben, weil es einfach Sinn macht. Wir sind eine extrem starke Marke. Aber alles andere sind „Kann“-Optionen.

Wir sagen, wir an deiner Stelle würden es hier in der Region so machen, wenn es unsere Schülerhilfe wäre, aber du bist freier Unternehmer im Rahmen einer Partnerschaft. Von daher bist du da im Endeffekt frei in Preisgestaltung, Marketing etc.

Wir sind als Franchisesystem gewachsen und bekannt und haben sehr gute Erfahrungen gemacht, auf diesen zwei Säulen zu arbeiten.

LB:
Aber ihr macht das schon, wenn neue Franchisenehmer kommen. Da würdet ihr auch darüber nachdenken, ihnen auch mal einen Standort anzubieten, wenn es sich denn anbieten würde?

MG:
Klar, es ist immer eine Frage, mittelfristig betreiben unsere Partner zwei Schülerhilfen, manchmal auch mehrere. Es gibt auch Solitärstandorte, wo es auch Partner gibt, die damit völlig ausgelastet sind.

Aber im Durchschnitt sind es zwei Schulen und wir achten natürlich auch darauf, dass sich die Partner in der Region entwickeln möchten, dass wir ihnen auch etwas anbieten können. Das ist auch eine ganz wichtige Geschichte. Vor allem muss es auch bespielbar sein von den räumlichen Entfernungen, was die Abstände angeht.

LB:
Was sollten potentielle Franchisenehmer, also Lizenznehmer, unbedingt über die Schülerhilfe wissen?

MG:
Das ist eine gute Frage. Ein paar Punkte habe ich schon angerissen. Wir sind die bekannteste Nachhilfemarke und einer der Marktführer im deutschsprachigen Bereich. Das muss man ganz klar so sagen.

Wir haben jährlich über 100.000 Schülerinnen und Schüler sämtlicher Altersstufen, die wir fördern. Wir haben eine Weiterempfehlungsquote von 94 Prozent, das ist auch ein toller Wert.

Wir sind das meist ausgezeichnetste Nachhilfeinstitut, wir haben das bekannteste und am besten bewertetste Image. Wir haben seit über 40 Jahren Erfahrung in Sachen professioneller Nachhilfe und wir sind das drittgrößte Franchisesystem.

LB:
Also ein Erfolgsgarant, kann man das so sagen?

MG:
Ja. Wenn ich mir die Zahlen angucke bei uns, was auch die wirtschaftliche Entwicklung angeht, Erträge oder wenn man von der anderen Seite reinguckt, wie viele nicht erfolgreiche Partner es gibt oder wie wenige, das kann ich durchaus sagen, dass es ein Erfolgsgarant ist, ja.

LB:
Was müssen gute Franchisenehmer mitbringen, um bei euch Franchisenehmer zu werden?

MG:
Sehr gute Frage. Ich hatte am Anfang gedacht, als ich hier angefangen habe, du guckst dir einfach mal vier, fünf erfolgreiche Partner an, guckst, was die alle eint, ziehst da den roten Faden mehr oder weniger und danach stellst du dann deine Strategie auf. Wo befinden sich solche Menschen, wie musst du die ansprechen, worauf springen die an etc.

Ich habe leider spannenderweise oder charmanterweise eine Feststellung machen müssen, dass wir hier einen Strauß buntester Persönlichkeiten haben. Es gibt eigentlich keinen roten Faden, so dass man sagen kann, du musst mindestens 40 Jahre alt sein, musst Kinder haben, am besten pädagogischen Background, Führungserfahrung, vielleicht noch eine leicht betriebswirtschaftliche Komponente.

Nein, das ist alles überhaupt nicht so. Bei uns sind es eher die Softskills. Ich suche Menschen, die Kontaktfreude und Empathie mitbringen. Ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Kommunikationsstärke ist auf jeden Fall vonnöten.

Man sollte natürlich eine unternehmerische Denke habe oder die vielleicht entwickeln, wenn man sie noch nicht hat. Man sollte schon Lust darauf haben und es sollte einem klar sein, dass Franchising eine selbstständige Aktion ist im Großen und Ganzen.

Die Fähigkeit zu begeistern ist auch ganz wichtig bei uns und last but not least, gerade, wenn wir immer über das Thema Franchising sprechen, also eine gewisse Eigenkapitalquote benötige ich auch.

LB:
Wie hoch ist die?

MG:
Wir sagen, so zwischen 5.000 Euro und 15.000 Euro. Ich weiß, es ist ein großes Delta, hängt aber damit zusammen, dass wir, wenn wir eine Investitionssumme kommunizieren, immer direkt auch die Anlaufkosten mit kommunizieren.

Wenn du eine Schülerhilfe eröffnest, ist es nicht so, zwei Wochen später fährt der Bus vor und du hast 40 Schüler und arbeitest direkt im Break-Even-Bereich oder aufwärts, sondern wir brauchen zwischen 6 und 14 Monate, um einen Standort ans Laufen zu bekommen, bis du da mit einer schwarzen Null und weiter unterwegs bist. Das kommunizieren wir im Vorfeld.

Da wir aber eine unterschiedliche Klientel haben, vom Absolventen bis hin zum 50-jährigen Papa, der noch zwei Kinder hat, die studieren und eine Hausfinanzierung abbezahlen muss. Deswegen haben wir so eine große Range. Am Ende des Tages brauchst du ein Investitionskapital 50.000 Euro bis 75.000 €. Unsere Erfahrung sagt, dass du diese Eigenkapitalquote mitbringen musst.

LB:
Hängt natürlich davon ab, wenn man die Anfangsverluste auffangen will, das hat natürlich auch sehr viel mit dem eigenen Lebensstil zusammen, ist völlig klar. Du sagtest, die Franchisepartner haben zwei oder sogar mehrere Standorte. Bietet ihr unterschiedliche Franchiselizenzen an oder gibt es eine Lizenz und dann kaufe ich mehrere?

MG:
Es ist ein bisschen abgestufter. Wenn ein Partner bei uns im System eine zweite Schülerhilfe eröffnet, dann zahlt er zum Beispiel nicht mehr so eine hohe Startgebühr oder Autorisierungsgebühr für einen neuen Standort. Da kommen wir neuen Partnern schon entgegen, keine Frage.

Die Gebühren, eine Franchisegebühr, Marketinggebühr, das ist für jeden Standort gleich. Wir clustern es immer nach der Größe der Standorte. Da ist für uns nicht entscheidend die Zahl der Einwohner, wie man im ersten Step vielleicht meinen könnte, sondern immer die Zahl der wohnhaften Schüler. Das ist für uns immer so das Werk oder die Kennzahl, nach der wir eine Standortgröße herleiten.

LB:
Dann werden auch bevorzugt freie Standorte oder auflösende Standorte an bestehende Franchisenehmer vergeben?

MG:
Ja klar. Wenn es zu Diskussion kommt oder zu einer gewissen Fluktuation, wenn ein Partner zum Beispiel aus einem System aussteigen möchte, die Gründe können da mannigfaltig sein, schauen wir, ob wir jemanden aus der Franchiselandschaft im Umfeld haben, der daran Interesse hat, Lust und auch Zeit. Das kommt natürlich auch hinzu.

Wir bieten es Partnern an und erst, wenn sie sagen, es kommt ihnen nicht so gelegen, weil sie dafür keine Kapazität haben, auch hier gibt es unterschiedliche Aussagen. Dann schauen wir, ob wir es selbst bespielen können. Wenn das nicht der Fall ist, kommt es in den Vertrieb und wir geben es nach außen.

LB:
Bei 300 Franchisepartnern und so viel Erfahrungen im Franchising, 1983 als Franchisesystem dann gestartet, wie haltet ihr denn die Zufriedenheit der Franchisenehmer aufrecht? Es können ja welche dabei sein, 83 ist über 30 Jahre her, da werden auch schon Nachfolgeregelungen dabei sein, aber wie haltet ihr die Zufriedenheit hoch?

MG:
Durch Kommunikation. Ich will nicht sagen, dass wir uns ständig neu erfinden, aber wir entwickeln das Produkt Schülerhilfe stetig weiter. Und durch den Support. Die Frage ist super charmant, vor zwei Monaten haben wir mal wieder an einer Partnerzufriedenheitsbefragung teilgenommen, die ein externer Dienstleister für die Franchisewirtschaft durchgeführt hat.

Wir haben eine Weiterempfehlungsquote von 93 Prozent. Also, 93 Prozent unserer Partner würden sich jederzeit wieder für eine Franchisepartnerschaft mit uns entscheiden. Und ich denke, das ist ein super Wert.

Nochmal kurz auf die Anfangsfrage zurück, wie machen wir das? Wir arbeiten mit einem Intranet, wir haben wöchentliche Webinare mit Neuigkeiten aus der Zentrale, wir haben Newsletter, die wir verschicken. Unsere Partner betreuen wir auch physisch über einen Außendienst, also über Regionalleiter, die Ansprechpartner sind.

Des Weiteren kennen unsere Partner persönlich ihre fachlichen Ansprechpartner hier in der Zentrale, beispielsweise wenn man Fragen zum Personal hat, dann spricht man mit Herrn Meyer. Bei Fragen zum Thema Marketing spricht man mit Frau Müller. Man kennt sich halt. Wir haben sehr kurze Weg, wir sind sehr klar, direkt und offen in unserer Kommunikation.

Und unsere Franchisepartner haben dadurch, dass wir auch einen gewählten Franchisepartnerbeirat haben, das heißt also, die Partner wählen aus ihrer Mitte heraus Vertreter, mit denen wir auch nochmal ein bisschen tiefer in die Kommunikation gehen, Zahlen, Daten, Fakten, Ausrichtung. Die fühlen sich gut wahrgenommen und abgeholt.

LB:
Du sagtest, ihr entwickelt euch immer weiter? Ich meine, aus meiner Sicht, Algebra vor 20 Jahren, da hat sich auch nicht viel verändert???

MG:
Da hast du recht, ja.

LB:
Aber was entwickelt ihr denn da weiter?

LB:
Die Lernwelten verändert sich. Vor 20 Jahren oder zu unserer Schulzeit standen wir noch vor der Schiefertafel, die beschrieben worden ist, wir hatten noch ein Hausaufgabenheft.

Heutzutage, die Transformationen in digitales Lernen, ist der eine Punkt. Also E-Learning, es gibt so viele neue Begriffe, die da herumschwirren wie blended Learning, also die Verknüpfung zwischen analogem Lernen mittels Buch mit einem Lehrer, dann flankierend durch ein Online Tutoring, durch Wissensdatenbanken.

Das alles entwickeln wir weiter. Wir haben ein eigenes Online Lerncenter, eine eigene Buchreihe jetzt dieses Jahr herausgebracht, wo wir praktisch dieses Online Lerncenter, was eine digitale Plattform ist, mit einem analogen Lernen verknüpfen.

Also mehr so dieses Thema Lernen im virtuellen Klassenraum, das werden wir noch stärker forcieren. Es gibt noch ein paar ganz spannende Projekte, die wir in der nächsten Zeit angehen werden oder die wir schon angegangen sind. Ich persönlich bin ganz gespannt auf die Ergebnisse, die dabei herauskommen.

LB:
Ihr seht die Zukunft in einer analog-digitalen, also online und dann Präsenz, als ein Zusammenspiel?

MG:
Ja, völlig richtig. Wir sind der Meinung, dass online Lernen alleine nicht der Weg zum Erfolg sein kann. Dazu muss man sich immer vorstellen, welche Klientel man hat.

Der Großteil der Schüler, die zu uns kommen, das sind nicht die Raketen, die angehenden Wissenschaftler, die von einer 2 eventuell noch eine 1 haben möchten, um ihren Abi-Schnitt nach vorne zu ziehen oder weil sie nochmal irgendwo einen NC schaffen müssen.

Sondern der Klassiker bei uns ist ganz klar der 5er-Schüler, der unbedingt diese 4 benötigt für seine Versetzung, für eine Zulassung, für Punkte etc. Da hast du halt eine ganz andere Motivation.

Wir sind der Meinung, dass der Präsenzunterricht vor Ort, dieses Beziehungslernen mit einem Lehrer, das wird durch Online nie abgelöst werden. Online ist einfach eine Geschichte, die das Ganze flankiert, Wissen oder Hilfe 24/7 ermöglicht und nochmal eine gewisse Vertiefung bringt. Aber alleine halten wir davon nichts.

LB:
Das kann ich mir sehr gut vorstellen, dazu gibt es mittlerweile auch Studien. In Amerika wurde es versucht mit digitalem Klassenzimmer. Es hat nicht das Ergebnis gebracht, was sie sich erhofft haben.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass es ein Zusammenspiel ist. Es hört sich schlüssig an. Gerade die Schüler, die mit der 5 ringen und davon runterkommen müssen. Ich glaube, dass die sich auch wirklich leichter damit tun, wenn sie jemanden haben, der sie dann auch regelmäßig an die Hand nimmt?

MG:
Das ist so, ganz klar.

LB:
Du hast am Anfang gesagt, 10.000 Nachhilfelehrer?

MG:
Ja.

LB:
Wie haltet ihr da die Qualität aufrecht, dass sie wirklich nach euren Qualitätsstandards arbeiten?

MG:
Sehr gute Frage. Das ist auch keine Herausforderung, aber dazu mussten wir uns natürlich auch Gedanken machen, wie machen wir das? Es ist so, dass kein Lehrer bei uns anfängt und direkt auf die Schüler losgelassen wird. Also das heißt, wir arbeiten zunächst mit einer Hospitation. Die können sich dann erstmals bei einem etablierten Bestandslehrer in einer Schülerhilfe angucken, wie es bei uns abläuft.

Jeder Lehrer muss bei uns eine Online-Einarbeitung durchlaufen, das monitoren wir auch. Wir haben regelmäßige Team-Meetings vor Ort, wir befragen unsere Lehrer, unsere Schüler natürlich auch, wie zufrieden seid ihr. Es werden regelmäßige Elterngespräche und auch Schülergespräche geführt, die wir dokumentieren in einem System. Das ist auch sehr stringent und abrufbar.

Wenn wir merken, dass es Störungen gibt oder dass etwas vielleicht nicht passt oder wenn das Feedback negativ ist, dann reagieren wir darauf natürlich. Und wir gucken natürlich bei der Einstiegshürde auch, dass wir da schon mal so einen gewissen Qualifikationsrahmen voraussetzen.

Dieser Klassiker, den wir vielleicht noch alle aus unserer Schulzeit kennen, der Oberstufenschüler, beispielsweise Mathe-LK, unterrichtet einen 8-Klässler, das gibt es bei uns nicht. Alle Nachhilfelehrerinnen und -lehrer, die in einer Schülerhilfe tätig sind, haben einen Schulabschluss. Es muss nicht das Abitur mit 1+ sein oder ein Studienabschluss. Die müssen aber eine fachliche Qualifikation mitbringen.

Ich gebe mal ein greifbares Beispiel. Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn beispielsweise bei uns auch eine gelernte Fremdsprachenkorrespondentin Englisch unterrichtet oder Französisch oder welche Sprache sie auch immer beherrscht. Die Qualifikation dafür fachlicher Art bringt sie mit. Das didaktische Wissen vermitteln wir ihr.

LB:
Was hattest du eben gesagt, welche Empfehlungsquote? 94 Prozent habt ihr?

MG:
Richtig.

LB:
Das spricht auch für eure Qualität. Ich weiß, du bist jetzt noch nicht so lange bei der Schülerhilfe, nicht seit 40 Jahren, aber aus der Historie heraus, es ist eine meiner Lieblingsfragen, gab es bestimmt auch mal das eine oder andere Problemchen. Die Leute reden nicht gerne über Probleme, reden wir lieber über Herausforderungen. Was hattet ihr als große Herausforderung als Franchisegeber und was habt ihr daraus gelernt?

MG:
Die größte Hürde war für uns, wir haben unser Gebührenmodell umgestellt, unser Vertragswerk. Wir sind von der rein fixen Gebühr auf ein variables Modell umgeschwenkt. Das war doch hier und da ein Kraftakt, das durchzusetzen, muss man ganz klar sagen.

Und wir merken jetzt natürlich aufgrund des Bestehens, wir sind jetzt mitten in einem Generationsumbruch. Es sind viele alte Partner dabei, die sich zur Ruhe setzen, Stichwort Nachfolgeregelung, es in der eigenen Familie weiterzugeben. Das wird auch oft gemacht und da haben wir natürlich wieder neue Persönlichkeiten, die ins System kommen.

Das bringt immer so eine gewisse Dynamik mit sich. Da muss man sich auch erstmal so ein bisschen drauf einschießen, man muss die Befindlichkeiten kennenlernen und gucken, welche Schwerpunkte hat derjenige. Wo hat er eventuell Sorgen oder Schmerzpunkte, die wir ihm nehmen müssen. Und das ist natürlich dann momentan mit einer ziemlich hohen Betreuungsrate einhergehend.

LB:
Habt ihr einen geregelten Nachfolgeprozess bei euch? Bei so vielen Partnern könnte ich mir das gut vorstellen.

MG:
Die Dauer eines Franchisevertrages liegt bei uns bei 10 Jahren. Das ist die längste Laufzeit, die du hier in Deutschland rechtlich machen kannst. Vor Ablauf dieser Partnerschaft setzen wir uns zusammen mit dem jeweiligen Partner und besprechen, wie es weitergehen soll. Wollt ihr die Franchisepartnerschaft verlängern, wollen wir das auch?

Wenn beide Seiten d’accord sind, ist es überhaupt kein Problem. Dann wird ein neues Vertragswerk oder eine Verlängerung aufgesetzt und dann hat die Partnerschaft weitere zehn Jahre Bestand.

Manchmal ist es aber auch der Fall, dass Partner aussteigen und sagen, sie sind jetzt so etabliert am Standort, sie machen jetzt Nachhilfe Müller draus. Wenn man weiß, wie das Geschäft funktioniert und glaubt, man braucht die Marketingpower, den Namen und den Support nicht mehr. Das ist auch öfter mal der Fall.

LB:
Damit kämpft ja jedes Franchisesystem. Mir ging es bei der Nachfolgeregelung nicht um die Verlängerung von Verträgen, sondern wenn jemand aus Altersgründen sagt, er übergibt es in der Familie oder sucht jemand, der es vielleicht abkauft, helft ihr da auch?

MG:
Ja klar, in der Familie ist es so, darauf nehmen wir keinen Einfluss. Es wird uns vorgestellt und wir haben es öfter in der Landschaft, dass dann an die Kinder weitergegeben wird, den Sohn, die Tochter.

In aller Regel ist es so, dass die auch schon mit der Schülerhilfe groß geworden sind, teilweise als Nachhilfelehrer da gearbeitet haben, die kennen das Geschäft eigentlich. Es ist keine große Herausforderung für uns.

Für uns ist die Herausforderung eher, wenn ein alteingesessener Partner sagt, er möchte sich jetzt zur Ruhe setzen, hat vier Schulen beispielsweise oder zwei gut laufende, die möchte er gerne loswerden. Dann hat man natürlich auch keine zwei Jahre Zeit, um eine geeignete Persönlichkeit zu finden, die sich dann für den Standort interessiert.

Da kommt schon ein gewisser Zeitdruck auf, so lange wollen wir keinen im luftleeren Raum hängen lassen und da bin ich dann wieder mit meinem Team ein bisschen am rödeln, dass wir da eine passende Persönlichkeit finden.

Was wir feststellen ist, dass gerade in den letzten zwei Jahren, gerade im Bereich Schülerhilfe, dass die Menschen immer jünger werden, die zu uns kommen. Wir haben in den letzten zwei Jahren locker 30 bis 45 Prozent der Partnerinnen und Partner, die waren deutlich unter 40.

LB:
Okay? Wie erklärst du dir das?

MG:
Gute Frage, der eine oder andere kennt das noch aus seiner Studienzeit, weil er auch bei uns als Lehrer gearbeitet hat und wir auch so ein bisschen darauf aufgesprungen sind, so in den letzten zwei Jahren, marketingtechnisch es auch nochmal so ein bisschen plakativ aufzubereiten.

Hey, du kennst es schon, vielleicht ist das ja für dich eine Möglichkeit, wenn du nach dem Studium so schnell keinen Einstieg findest oder nicht das findest, was du möchtest. Vielleicht machst du etwas, was du kannst, eine Sache. Wir sind attraktiv, der Invest ist überschaubar, den du bei uns bringen musst.

Es gibt ja andere Systeme, da musst du mittlere sechsstellige liquide Mittel mitbringen, um überhaupt anklopfen zu dürfen. Das ist bei uns wesentlich überschaubarer. Junge Menschen, die zu uns kommen, fördern wir auch mit Eigenkapital, wenn wir sehen, es sind Persönlichkeiten, die super reinpassen.

Es gibt eine Eigenkapitalhürde, darin unterstützen wir auch. Wir sind einfach attraktiv für junge Menschen. So, wie unser Außenauftritt ist, die Ansprache, auch das Feld, etwas Sinnstiftendes zu tun, mit Jugendlichen und Kindern zu arbeiten, ihnen zu helfen.

Ein guter Schulabschluss ist auch immer ein Punkt für die Zukunft, welchen Schulabschluss habe ich, wie sind meine Chancen für Ausbildung, Studium und auf dem Arbeitsmarkt. Diese Sinnhaftigkeit ist für viele junge Menschen einfach attraktiv.

LB:
Kann ich mir sehr gut vorstellen, schöner Schlusssatz zu dem eurem Franchisesystem. Michael, vielen Dank bis hierhin, du hast einen guten Einblick in die Schülerhilfe gegeben.

Kommen wir zu den zwei Schlussfragen. Hier bitte ich immer um kurze und präzise Antworten. Michael, welches Buch hat dich als Mensch und Unternehmer so am meisten geprägt?

MG:
Ich bin kein Unternehmer, ich bin mehr oder weniger Führungskraft.

LB:
Aber Mensch…

MG:
Ja, auf jeden Fall. Das Buch „Power: Die 48 Gesetze der Macht“ von Robert Greene.

LB:
Wunderbar, sehr gutes Buch. Und was würdest du mit deiner ganzen Erfahrung deinem 25-jährigen Ich heute raten?

MG:
Super charmante Frage. Ich würde raten, nutze deine Fantasie, sei kreativ, du musst gar nichts!

LB:
So ein bisschen die Geschwindigkeit rausnehmen oder was meinst du damit?

MG:
Nein, fast alles kann aus uns selbst heraus entstehen, man sollte vor seine eigene Kreativität und Fantasie nicht immer direkt den Riegel vorschieben und soll nicht sagen, das wird eh nichts, das passt nicht oder ist nicht gewollt.

Probiere dich einfach aus und lass dich nicht unter den Druck der Gesellschaft setzen oder deines Elternhauses, deines Umfelds. Immer mit Sprüchen: „Du musst, du musst, du musst.“ Wir müssen nichts! Wir können, wenn wir wollen.

LB:
Schöner Schlusssatz, Michael, vielen Dank dafür und ich wünsche dir, lieber Michael, und euch natürlich auch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge, ciao.

MG:
Ciao Lars, vielen Dank.

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