Johannes Braith - Storebox

Johannes Braith, Storebox

Im heutigen Interview habe ich Johannes Braith aus der Alpenrepublik Österreich. Johannes ist 28 Jahre alt, aber schon ein Vollblutunternehmer. Vor drei Jahren hat er die Storebox gegründet. Eine Erfolgsgeschichte, wie Ihr erfahren könnt.

Hallo und herzlich willkommen zu Franchise Rockstars Podcast. Mein Name ist Lars Bobach, ich bin Gastgeber und Moderator der heutigen Show.

Heute sind wir wieder in der Alpenrepublik Österreich unterwegs und zwar habe ich den Johannes Braith im Interview. Johannes ist wirklich ein Vollblutunternehmer. Er ist 28 Jahre alt und hat vor drei Jahren die Storebox gegründet. Hat vor einem Jahr angefangen, das jetzt als Franchisesystem aufzuziehen. Eine wahnsinnige Erfolgsgeschichte und super interessant.

Er erklärt uns, was hinter dem Franchisemodell der Storebox steht. Was für visionäre Ziele sie haben und er gibt auch Zahlen, wie sich dieses Selfstorage-Business in Deutschland zur Zeit entwickelt. Hören wir direkt in das Interview hinein.

Links

Webseite:
www.storebox.de

Buchempfehlung:
Business Angel Hansi Hansmann von Lisa Ittner und Florian Novak

Das Interview zum Nachlesen

LB = Lars Bobach
JB = Johannes Braith

LB:
Johannes, lass uns mal an den aktuellen Zahlen der Storebox teilhaben. Also wie viele Franchisenehmer habt ihr zur Zeit? Wie viele Mitarbeiter? Wie viel Umsatz macht ihr?

JB:
Generell hat sich unser Setting bzw. unser Unternehmen sehr rasant entwickelt. Wir hatten vor eineinhalb Jahren ungefähr noch fünf Mitarbeiter, mittlerweile sind wir 26 Personen, aufgeteilt auf Wien und Berlin, weil wir haben zwei Büros. Umsatzseitig kann ich im Detail nicht sehr konkret was dazu sagen. Ich kann nur sagen, dass wir es geschafft haben den Jahresumsatz vom Vorjahr dieses Jahr zu vervierfachen, ungefähr. Und das nächstes Jahr hoffentlich auch so fortsetzen.

LB:
Dieses Jahr heißt 2018? Wenn man das Interview später hört, dann weiß man Bescheid. Franchisenehmer, wie ist denn da die Zahl?

JB:
Bei den Franchisenehmern ist es aktuell so, wir haben den ersten Franchisenehmer im Jänner erst geonboarded. Unser Produkt gibt es de facto schon länger, aber im Franchisebereich erst seit ungefähr einem Jahr. Aktueller Stand sind zehn Franchisenehmer mit ungefähr zwanzig Standorten, die jetzt sukzessive eröffnen werden.

Wobei der Andrang sehr groß ist, wir haben jetzt in dem Jahr 1.400 Anfragen bekommen, ich glaube aus über zwanzig Ländern dieser Welt. Jetzt ist es eher ein Fokus-Issue bei uns, dass wir schauen, auf was konzentrieren wir uns als nächstes.

LB:
Wahnsinn. 1.400 Anfragen! Da träumt ja so gut wie jedes andere Franchisesystem von. Wie kommt es dazu? Wie erklärst du dir das?

JB:
Ich glaube, dass das mehrere Gründe hat. Der erste Grund ist bestimmt, dass das Businessmodell an sich sehr attraktiv ist. Das hat auch wieder zwei Komponenten, die eine Komponente ist, dass die Zahlen sehr schön sind und sich das Businessmodell sehr gut rechnet.

Und das zweite ist, dass es auch im Unterschied zu anderen Franchisesystemen jetzt nicht so ist, dass der Franchisepartner von uns 40 Stunden oder mehr an dem System oder dem Produkt arbeiten muss, sondern das auch sehr gut neben einer Vollbeschäftigung machen kann bzw. durchaus auch schon selbständig sein kann und nebenbei ein, zwei, drei, vier Storeboxen managen kann. Der Zeitaufwand hält sich in Grenzen zu dem, was man an Renditen bekommt.

LB:
Okay. Dann erkläre uns mal kurz das Businessmodell, damit wir das auch wirklich verstehen.

JB:
Also Storebox ist ein Lager nebenan. Was wir machen ist, dass wir Selfstorage einerseits in die direkte Nachbarschaft bringen und andererseits aber auch ins 21. Jahrhundert. Das heißt, wir adaptieren leerstehende Retail-Flächen im Erdgeschoss, die es zur Genüge gibt. Wir wissen ja, dass der E-Commerce immer stärker wächst und dadurch der stationäre Handel ausstirbt. Wir versuchen genau in diese Lücken hineinzugehen einerseits und sozusagen dann wirklich in die City hineinzugehen, um dort Lagerflächen anzubieten.

Andererseits ist es ein sehr technologischer Ansatz, das heißt unsere Kunden können über eine App bzw. Web-App 24 Stunden, 7 Tage die Woche buchen. Dann über ein smartes Verschlusssystem direkt in den Standort und dann ins Lagerabteil hinein gehen und dort dann auf Monatsbasis sicher Lagerabteile anmieten.

Darüber hinaus sind auch Sensoren verbaut, die zum Beispiel Luftfeuchtigkeit und Temperatur messen und direkt aufs Smartphone bringen. Das heißt hier digitaler Ansatz, das ist das Produkt.

LB:
Jetzt erklär mir doch mal bitte den Bedarf. Den habe ich jetzt noch nicht so 100-prozentig verstanden. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass ich so etwas mal brauche. Wer braucht denn so was?

JB:
Grundsätzlich sind das zwei verschiedene Kundengruppen, die wir unterscheiden. Das eine sind die Shorttime-User und das andere dann die Longtime-User. Die Shorttime-User sind diejenigen, die sich zum Beispiel gerade getrennt haben, wo ein Todesfall in der Familie eingetreten ist und man kurzzeitig für einige Wochen oder Monate Lagerfläche braucht, weil zum Beispiel die Wohnung ausgeräumt wird oder wie auch immer. Das ist eher der kleinere Teil, muss ich dazu sagen.

Der größere Teil, das sind an die 80 Prozent unserer Kunden, sind Personen, die ihren Wohnraum langfristig erweitern wollen. Das hat den Grund, wir kennen das alle, die Urbanisierung schreitet voran, die Menschen wohnen in immer kleineren Wohnungen, ziehen in die Stadt und sind immer dichter gedrängt im Raum und die Wohnpreise werden auch teurer.

Zusätzlich dazu haben nicht mehr alle neugebauten Wohnhäuser Kellerabteile. Um dann das Mountainbike oder die Skibox oder die Winterreifen des Autos einlagern zu können, geht man dann ums Eck in die Storebox. Das ist der Hauptteil unserer Kunden.

LB:
Ah, jetzt habe ich das einigermaßen verstanden. Du sagtest, man kann das nebenher machen. Wie kann ich mir das denn vorstellen, dass ich das nebenher machen kann, so eine Storebox leiten?

JB:
Grundsätzlich ist es so, dass man anfangs der Franchisepartnerschaft den größten Aufwand hat. Da geht es darum, dass man gemeinsam, also die Franchisezentrale und der Franchisepartner, Standorte findet und diese adaptiert und unsere Bautechniker planen dann das Ganze durch. Der Franchisepartner überwacht lokal, vor Ort dann die Baufortschritte. Da ist sicher ein bisschen Mehraufwand zu tätigen. Danach ist es so, dass der komplette Buchungsprozess, wie eingangs erwähnt, also unseres Produktes, also wenn der Kunde ein Lagerabteil bucht, automatisiert funktioniert.

Das heißt, der Kunde bucht über die App, kommt direkt in den Standort hinein. Es gibt keinen Touchpoint zwischen dem Franchisepartner und dem Kunden. Auch die Rechnungslegung danach funktioniert automatisiert.

Das Einzige, was der Franchisepartner dann vor Ort machen muss ist bei Problemfällen, bei Reklamationen, die auch eingangs zu uns in die Zentrale kommen und dann weitergeleitet werden, diese Themen zu lösen. Aber das Daily Business, das Operative versuchen wir so automatisiert wie möglich über die Bühne zu bringen.

LB:
Da steht also kein Mensch mehr in dieser Lagerfläche?

JB:
Genau so ist es. Ja, da steht kein Mensch mehr, das ist auch bei uns so. Wir betreiben selbst an die 30 Standorte und das mit 24 Mitarbeitern. Anders wäre das gar nicht möglich. Das System ist wirklich total autark dort. Man kann dann entweder vor dem Standort stehen oder um zwei Uhr früh in der U-Bahn draufkommen, dass man ein Lagerabteil braucht, das buchen und sofort hineingehen.

LB:
Wie bist du denn jetzt auf die Idee gekommen, dass da ein Bedarf ist? Wie ist das denn entstanden?

JB:
Das ist eine gute Frage. Ich komme aus der Logistikbranche und Lagerei war für mich immer ein Thema bisher im gewerblichen Bereich. Angefangen hat das im Sommer 2015, als ich einen Menschen in dem Keller des Hauses wo ich gewohnt habe, herumgehen gesehen habe mit Kisten in der Hand herumtragend. Irgendwann habe ich ihn gefragt, was er da macht und ob er hier in dem Haus wohnt. Daraufhin hat er mir geantwortet, dass die Frau von der Türe 8a ihm dieses Kellerabteil vermietet hat, weil er Mechaniker ist und ums Eck seine Werkstatt hat und Fläche braucht.

Ich bin dann zur Türe 8a hingegangen und hab angeläutet, weil ich wissen wollte, ob das stimmt. Und die Frau Fischer, die war damals an die 80 Jahre, hat die Tür geöffnet und hat mir das bestätigt, dass sie das Kellerabteil über ein Zeitschrifteninserat vermietet hat, um ihre Pension aufzubessern. Das war für mich dann irgendwie der Knackpunkt, bei dem ich gesehen habe, da ist der Bedarf da und es gibt Menschen, die das sehen und erkennen, aber sehr analog an die Sache herangehen.

Daraufhin habe ich dann mit meinen zwei Cofoundern, die ich kennengelernt habe, Ferdinand Dietrich und dem Christoph Sandraschitz, eine App und eine Web-App entwickelt, die eingangs eigentlich nur eine Vermittlungsplattform war. Wir haben Lagerflächen, die vorhanden waren, das heißt Keller, Garagen, Lagerhallen usw. auf der Plattform angeboten und an Kunden weitervermittelt. Dafür haben wir eine Provision erhalten. Das war eigentlich so die Anfangsidee von unserem Produkt. Das ist jetzt circa zwei Jahre her. Das ist so die Story.

LB:
Irgendwann bist du dann darauf gekommen, dass du nicht nur vermittelst, sondern auch selber Lagerflächen anbietest? Weil das so lukrativ ist oder weil es das einfacher macht, warum?

JB:
Das hat auch mehrere Gründe gehabt. Wir haben diese Lagerplatzbörse eigentlich recht erfolgreich betrieben, die es nach wie vor auch noch gibt, sie heißt StoreMe und ist auf unserer Website storebox.de auffindbar.

Was wir gesehen haben ist, wir haben ganz viel Traffic auf der Seite, wir haben ganz viele Leute, die Lagerfläche inserieren und wir haben noch mehr Leute, die Lagerfläche suchen. Das heißt, wir haben einen riesen Wulst an Daten gehabt und haben den nach wie vor. Dann haben wir das Problem gehabt, dass wir gar nicht die Lagerflächen, die gesucht wurden, in der Größe, in der Qualität, anbieten konnten.

Wir haben dann begonnen darüber nachzudenken selbst Selfstorages anzubieten. Wir haben geschaut was die Konkurrenz gut macht. Da gibt es viele Sachen, die sehr gut funktionieren bei unseren Konkurrenten. Wir haben uns aber auch angeschaut, was sind die Themen, die die Konkurrenz vielleicht nicht so gut macht.

Genau da haben wir dann angesetzt und gesagt, wir probieren das jetzt einfach, wir machen eine Storebox auf, einen eigenen Selfstorage-Standort. Das war im Jänner 2017 und das hat von Anfang an recht gut funktioniert. Sukzessive ist dann das Wachstum nachgekommen. Jetzt sind wir eben bei knapp 30 Standorten.

LB:
Wo wir jetzt gerade so schön in der Vergangenheit rumbohren, wie ist denn dann die Idee entstanden, das als Franchisesystem aufzubauen?

JB:
Da ist ganz klar das Thema der lokalen Umsetzung stark im Vordergrund. Wir haben ein Produkt, das sehr lokal funktioniert. Das war für uns nicht immer einfach, weil wir selbst eher aus der digitalen Ecke kommen, bei der es ja vollkommen irrelevant ist, wo jetzt die Entwickler sitzen und wo das Marketingteam sitzt. Man kann Software oder eine App weltweit vertreiben. Das war so unser Ansatz von Anfang an.

Als wir dann gesehen haben, wir machen jetzt physische Produkte, die wirklich auf die direkte Nachbarschaft abzielen, haben wir gelernt, dass wir lokal vor Ort tätig sein müssen. Jetzt vielleicht nicht operativ, aber auch im strategischen Bereich. Wenn man eine Storebox eröffnet und dann vielleicht die Presse vor Ort kennt. Also ganz viele Themen, die da hineingespielt haben. Diese lokale Stärke.

Wir haben uns gedacht, wir haben jetzt zwei Möglichkeiten, entweder wir expandieren selbst noch in die Bundesländer, nach Österreich und nach Deutschland und bauen überall Microteams auf, die unsere Storeboxen managen oder wir holen uns Experten aus den Regionen. Wir holen uns Menschen, die uns dabei helfen Storebox noch größer und erfolgreicher zu machen und dafür geben wir etwas zurück.

Diese Art der Zusammenarbeit, diese kooperative Art, ist für mich extrem reizvoll, weil es einfach eine Win-win Situation ist. Wir haben eine gute Idee, wir haben ein gutes Produkt und helfen Menschen in die Selbständigkeit zu kommen, erfolgreich zu sein und diese Menschen geben mir wiederum Wachstum zurück. Das ist für mich ein schöner Tausch.

LB:
Was sollten denn jetzt potentielle Franchisenehmer unbedingt über die Storebox wissen?

JB:
Grundsätzlich ist es gut zu wissen, das wir ein innovatives, digitales Unternehmen sind und immer auf dem letzten Stand der Technologie sein wollen. Das heißt, wir entwickeln uns sehr stark. Das ist auf alle Fälle sehr, sehr wichtig. Was noch wichtig ist zu wissen, ist das Thema, das ich eingangs erwähnt habe, man kann Storeboxen betreiben ohne seinen Job 100-prozentig aufgeben zu müssen. Das ist etwas, ich sag immer, das ist so der Softstart in die Selbstständigkeit.

Es gibt so viele Menschen da draußen, die mit der Idee spielen selbstständig zu werden und sich aber nie ganz rüber trauen. Ich glaube, eine Storebox ist da eine gute Möglichkeit das mal auszuprobieren, auch nicht mit soviel Kapital. Mit 50 bis 70.000 Euro ist man normalerweise mit einer Storebox dabei. Das amortisiert sich auch in ein bis zwei Jahren im Regelfall. Das ist ein überschaubares Risiko, das man durchaus eingehen kann, wenn man mit dem Gedanken spielt.

LB:
Du hast eingangs gesagt, dass es sehr lukrativ ist. Kannst du dazu auch etwas sagen?

JB:
Also grundsätzlich ist es so, dass unsere Einstiegsgebühr, die einmal zu zahlen ist, 25.000 Euro beträgt. Da ist schon das Kick-Off Marketing dabei, die technische Integration und eben das Gebiet, das man sich sichert. Also mit einer Storebox sichert man sich ein Einzugsgebiet von 30.000 Einwohnern rund um eine Storebox.

Man muss, wenn man das macht, nicht schon eine Immobilie besitzen oder angemietet haben. Da helfen wir dabei und danach wird das Gebiet geschützt. Wenn dann diese 25.000 Euro bezahlt wurden, ist es so, dass der Franchisepartner auch für die Sanierung und den Ausbau des Systems zuständig ist. Dann ist es so, das nochmal 25.000 Euro, das variiert so nach Größe und Zustand des Standortes, hinzukommen, das heißt man investiert mal 50, 60, 70.000 Euro, 70.000 ist schon ein großer Standort, in eine Storebox.

Es ist so, dass wir das Ganze anmieten und bei ca. 40 bis 50 Prozent Auslastung der vermieteten Abteile schon einen positiven Deckungsbeitrag erwirtschaften.

LB:
Wer mietet das an? Das habe ich jetzt nicht verstanden.

JB:
Der Franchisepartner. Der Franchisepartner kauft keine Geschäftsflächen, sondern der mietet die an.

LB:
Der mietet selber, ihr jetzt nicht? Der mietet nicht bei euch?

JB:
Genau, so ist es. Er mietet direkt vom Eigentümer der Immobilie, eben auch, um ihm Sicherheit zu gewähren. Danach ist es so, dass man mit einem Standort, das ist auch je nach Größe unterschiedlich natürlich und nach Markt, ungefähr 40 bis 60.000 Euro Umsatz macht. Und davon ist gut die Hälfte schon der Deckungsbeitrag. Wenn man das gegenüber stellt zu den Investitionskosten, so ist das doch für ein Immobilienbusiness sehr lukrativ.

LB:
Das kann gut sein. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele, die jetzt auch ein Immobilienportfolio haben, interessant sein könnte, oder?

JB:
Absolut, ja. Was wir auch machen, ist, dass wir wirklich mit den großen Entwicklern sprechen und dann darüber nachdenken, was gibt es für Flächen, die in B- oder C-Lagen sind oder die noch schlechter sind. Die man in der heutigen Zeit einfach nicht mehr an den Mann oder die Frau bringen kann. Und genau dort können wir auch Flächenverwertung machen. Das war auch einer der Gründe, warum kürzlich die Signa bei uns als Investor eingestiegen ist, weil die auch dieses Potential sehen, dass wir auch ganz stark in die Flächenverwertung hineingehen können.

LB:
Was müssen denn gute Franchisenehmer aus eurer Sicht mitbringen. Jetzt hast du erzählt was ihr alles bietet, aber was muss denn jetzt der Franchisenehmer für euch mitbringen. Du hast erzählt 1.400 Bewerbungen – Wahnsinn – worauf achtet ihr da?

JB:
Bei den Franchisenehmern geht es darum, das wir einen „characterial fit“ haben. Das ist bei uns wirklich ganz, ganz hoch geschrieben. Wir haben sehr motivierte, junge Mitarbeiter, dynamische Mitarbeiter. Das heißt, die Person muss vom Charakter her unsere Unternehmenskultur leben, dieses agile, neugierige und das motivierte, das ist mal ganz wichtig. Das der Fit auf der zwischenmenschlichen Ebene passt.

Was dann noch wichtig ist, ist, dass der Franchisenehmer Kapital mitbringt, also entweder im Sinne von Eigenkapital, wir helfen aber auch bei Fremdkapital-Finanzierungen, und dass er eine Idee hat, wo er dieses Franchisesystem oder diese Storebox betreiben will.

Das sind eigentlich so die drei Eckpfeiler. Der Rest ist grundsätzlich nicht so wichtig. Das Allerwichtigste ist, dass der Kulturfit sozusagen gegeben ist.

LB:
Bietet ihr denn unterschiedliche Arten von Franchiselizenzen an? Du hast eben gesagt, 30.000 Einwohner ist eine. Aber wenn ich jetzt sagen würde Köln, hier bei mir vor der Haustür? Da sind ja eine Millionen. Müsste ich dann, jetzt kann ich gar nicht so schnell rechnen, 30 Lizenzen bei euch kaufen? Oder gibt es auch so ein Masterfranchise, habt ihr so etwas auch in der Planung oder macht ihr sowas schon?

JB:
Aktuell ist es so, dass wir schon auch größere Gebiete vergeben. Wir haben zum Beispiel jetzt Linz an einen Franchisenehmer vergeben, das sind sechs Standorte und er sichert sich dann das ganze Gebiet und zahlt dann sechsmal diese 25.000 Euro, für sechs mal 30.000 Einwohner. Das machen wir schon.

Masterfranchise-Lizenzen, im Sinne davon, dass dann der Master-Franchisenehmer auch selbst dann wieder Lizenzen weiterverkaufen kann, haben wir bis dato noch nicht gemacht, sind aber jetzt gerade im internationalen Kontext dran, das umzusetzen. Wir haben ganz konkrete Anfragen aus Israel, in Tel Aviv, aber auch aus Hongkong und aus Moskau. Da überlegen wir, ob wir das machen. Bis dato hat es das aber noch nicht gegeben.

LB:
Aber im deutschsprachigen Raum werdet ihr das nicht machen. Da macht es auch wahrscheinlich wenig Sinn.

JB:
Genau.

LB:
Also ich könnte schon hingehen und sagen, ich habe hier eine größere Stadt, da möchte ich soundso viele Standorte. Da würdet ihr schon sagen, das geben wir in eine Hand. Das würde schon gehen?

JB:
Genau, das geht schon. Wenn man wirklich sagt, man will sich das sichern und möchte da keinen anderen Franchisenehmer in seiner City haben, dann kann man das machen. Da ist es aber wiederum ganz wichtig, dass wir in der Zentrale soviel Vertrauen in den Franchisenehmer haben, dass wir uns auch denken, okay, der schafft das, der kann das und der will das.

Wenn das nicht der Fall ist, dann machen wir immer Entwicklungspläne. Die schauen so aus, man sagt, du machst jetzt mal eine Storebox und ab 40 Prozent Auslastung deiner Storebox wissen wir, du schaffst das und du bist gut in dem, was du machst. Und dann kannst du vier, fünf weitere Storeboxen dazunehmen. Da sind wir sehr offen und das ist auch eher das Thema, was unser Bauchgefühl dazu sagt.

LB:
Das hört sich alles von A bis Z ja wahnsinnig gut an, so schnell gestartet, Erfolgsgeschichte, Umsatz vervierfacht, Hammer! Aber da gab es sicherlich auch die ein oder andere Herausforderung oder hier und da ist vielleicht nicht alles so gut gelaufen, wie du dir das vorgestellt hast. Was war denn bisher die größte Herausforderung im Franchisesystem, also in deinem Franchisesystem und was hast du als Unternehmer daraus gelernt?

JB:
Was sicher eine große Challenge war und die ist auch nach wie vor da, das ist unsere Schnelligkeit. Wir wachsen so immens schnell hier in der Zentrale mit unseren eigenen Standorten und auch mit den Franchisenehmern, dass wir versuchen müssen oder es schaffen müssen, intern bei uns die Organisationsstruktur so gut aufrecht zu erhalten, dass die Qualität für die Kunden in erster Linie, aber auch für unsere Franchisenehmer, gesichert ist. Das ist etwas, was ein Changeprozess ist bei uns im Unternehmen, weil es auch so ein bisschen erwachsen werden ist.

In einem Unternehmen, gerade als digitales Start-up, als das wir gestartet sind, hin zu einem, mittlerweile doch größerem Unternehmen, bei dem Strukturen immer wichtiger werden. Das ist etwas, an dem ich selbst sehr stark arbeite und wo wir wirklich gut dabei sind und da gerade in der Umsetzung sind. Ich glaube, da kann man nicht früh genug anfangen um diese Herausforderung des Wachstums, das ist eine positive Herausforderung, zum Glück, aber die zu meistern.

LB:
Wie macht ihr das konkret? Hast du da externe Berater? Ich weiß, du machst viel mit Business Angels? Helfen die dir dabei?

JB:
Ja, also beides. Wir haben selbst Business Angels an Bord, die sehr, sehr viel Erfahrung haben. Angefangen von der Signa bis hin zum Hansi Hansmann, der in Österreich ein sehr bekannter Business Angel ist und Schweizer Business Angels, die schon große Unternehmen gebaut haben und ganz genau wissen, was zu tun ist. Mit denen arbeite ich sehr stark zusammen, aber auch mit externen Partnern.

Also wir machen ganz viel in der Organisationsstruktur-Beratung, da haben wir ein Unternehmen, das heißt Consentiv, die unterstützen uns da ganz stark dabei. Aber auch sehr viel, um unsere Kultur aufrecht zu erhalten. Weil wir sehen natürlich auch, wir haben zum Beispiel die letzten sechs Monate unsere Mitarbeiteranzahl verdoppelt, dass wir aufpassen müssen, unsere agile und motivierte Kultur aufrecht zu erhalten. Da gibt es dann ganz viele Coachings für unsere Mitarbeiter, für unsere Abteilungsleitung, für uns Founder, um mit dieser schnell größer werdenden Herausforderung umgehen zu können.

LB:
Ja, das ist eine riesen Herausforderung, glaube ich. Das kann ich mir gut vorstellen. Jetzt seid ihr agil, zukunftszugewandt. Ich habe ja gehört, Internationalisierung, da hast du gerade ein paar Länder genannt, wo ihr jetzt schon konkret dran seid. Was ist denn in Zukunft noch von der Storebox zu erwarten? Was sind eure Projekte?

JB:
Es geht natürlich ganz stark um Wachstum. Wir versuchen das Produkt auszurollen. Wir haben den ganz klaren Anspruch, dass wir bis 2020, 2023 europäischer Marktführer werden wollen in der Selfstorage-Industrie. Das ist wirklich das, was wir anstreben und wo wir meiner Ansicht nach auch gut dabei sind.

Das zweite große Thema, was uns natürlich die ganze Zeit begleitet, ist der Technologievorsprung. Wir müssen versuchen unsere Technologie immer weiter zu entwickeln und da gibt es ganz viele Side-Projekte, die ich hier im Detail aber nicht verraten möchte, sondern erst sobald wir etwas gelauncht haben.

LB:
Okay, super. Da hast du uns schon mal einen guten Einblick in die Storebox gegeben. Das hört sich ja wirklich an wie ein super Geschäftsmodell. Hast du da vielleicht, fällt mir gerade ein, so ein paar Zahlen vom Markt, wie sich das entwickelt? Also wie sich da zur Zeit der Markt entwickelt in diesem Selfstorage-Bereich?

JB:
Ja, da habe ich ein paar Zahlen. Die interessanteste Zahl mal gleich vorweg und zwar geht es darum, wie viele Selfstorage-Fläche pro Kopf bzw. pro Einwohner in einem Land vorhanden sind. Da ist im Ursprungsland des Selfstorage, der US, eine Zahl mit 0,97 qm pro Einwohner, die steht da im Raum. Jeder Bürger in den US hat sozusagen einen Quadratmeter oder für jeden Bürger in den US steht ca. ein Quadratmeter Selfstorage-Fläche zur Verfügung.

In Österreich und Deutschland, da ist der Markt sehr ähnlich und da sind wir im europäischen unteren Drittel angesiedelt von der Dichte, haben wir 0,00125 Quadratmeter Selfstorage-Fläche. Das heißt, da ist ein Faktor 100 noch möglich vom Wachstum. Das ist einmal was ganz interessantes. Und was wir so over all sehen in Europa ist, dass der Markt jedes Jahr sechs bis neun Prozent wächst. Das ist wirklich ein sehr aufstrebender Markt, der immer größer wird.

LB:
Super interessant. Ich würde sagen, machen wir mal einen Schlussstrich unter die Storebox, kommen wir mal zu den beiden Schlussfragen, wobei ich glaube, ich kann dir auch nur eine davon stellen.

JB:
(Lacht) Ja, das stimmt.

LB:
(Lacht) Da kommen wir gleich zu. Die erste Frage kann ich dir auf jeden Fall stellen. Welches Buch hat dich als Mensch und Unternehmer am meisten geprägt?

JB:
Da habe ich vorher sehr lange drüber nachgedacht, als ich die Frage von dir erhalten habe und das ist auch nicht sehr einfach zu beantworten. Das war wohl ein Buch, das ich jetzt erst vor eineinhalb Monaten gelesen habe. Und zwar hat jemand ein Buch über meinen Business Angel, den Hansi Hansmann, geschrieben.

Das Buch heißt auch so, ist im Axel Springer Verlag erschienen, es heißt Hansi Hansmann – Business Angel. Da wird beschrieben, wie der Werdegang vom Hansi ist, also von meinem Business Angel und auch was seine Ratschläge sind oder seine Tipps sind, um einerseits ein erfolgreicher Investor, aber auch andererseits ein erfolgreicher Unternehmer zu sein.

Da geht es mir jetzt gar nicht so stark um das Buch selbst. Das Buch ist sehr gut, das meiste wusste ich schon vom Hansi. Sondern mir geht es wirklich darum, das mich der Hansi als Mensch beeindruckt und dementsprechend kann ich das auch nur weiterempfehlen, weil nicht jeder das Glück hat einen Angel an Bord zu haben und um ein bisschen von seinem Wissen zu lernen. Da ist dieses Buch extrem zu empfehlen.

LB:
Super, werden wir hier auf jeden Fall verlinken. Die zweite Frage, die ich ja immer stelle ist: Was würdest du mit deiner heutigen Erfahrung deinem 25-jährigen Ich raten und das ist bei dir ja nicht so lange her.

JB:
(Lacht) Das wäre vor ungefähr drei Jahren gewesen. Da würde ich meinem 25-jährigen Ich jetzt raten, gründe Storebox mit 25 wieder. Das wäre, mach alles genauso wieder, wie du es gemacht hast.

LB:
Du hast mit 25 die Storebox gegründet?

JB:
Genau. Mit 25 haben wir angefangen, zu dritt eben, meine zwei Cofounder und ich, das Unternehmen zu gründen.

LB:
Dann wandel ich die Frage ein bisschen ab, weil dann würde mich interessieren, erzähl doch mal über den Preis, den du bekommen hast. „Thirty under thirty“ oder „30 unter 30“, was ist das?

JB:
Da geht es darum, das ist ein Preis der von Forbes vergeben wird, der jedes Jahr an dreißig Personen, in dem Fall in der DACH-Region, vergeben wird. Aber auch in vielen weiteren Ländern dieser Welt. Es geht darum, dass Personen, die eben unter 30 Jahre alt sind und entweder aus dem Sportbereich, aus der Wissenschaft, aus der Kunst und Kultur oder aus der Wirtschaft und Technologie kommen, die Forbes sozusagen mit dem Preis ausstattet, um zu zeigen, das können Persönlichkeiten sein, die man weiter in den nächsten Jahren auch beobachten kann und soll.

Für mich ist der Preis natürlich eine große Ehre und was noch viel mehr bringt, ist, dass dann die Personen, die von Forbes für „thirty under thirty“ nominiert wurden, untereinander ein Netzwerk haben. Das ist dann ein super Austausch auch.

LB:
Gratulation dazu. Ist auch sehr verdient, man merkt, dass du wirklich Vollblutunternehmer bist und das auch wirklich lebst. Super!

JB:
Danke schön.

LB:
Johannes, vielen, vielen Dank. Das war wirklich super interessant, hat Spaß gemacht. Ich wünsche dir und natürlich meinen Hörern wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ciao.

JB:
Ciao. Danke.

Foto: © Adrian Almasan

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